Pfarrer Blog

2. Fastensonntag Jahr A- Predigt

2. Fastensonntag im Jahreskreis A, Pfungen 5. März 2023

Ein Segen sollst du sein (Gen12,2)

Liebe Mitchristen,

In einem Dorf in Afrika lebte ein junges Mädchen die sehr brillant war, jedoch kam sie aus einer sehr armen Familie. Ihre Eltern waren so arm, dass sie dieses Mädchen nicht weiter zur Schule schicken konnten. Die Dorfbewohner versammelten sich und entschieden gemeinsam, für ihr Schulgeld zu zahlen, da sie ahnten, dass sie Morgen ein Segen für das Dorf sein könnte. Denn sie war eine Musterschülerin, fleissig, freundlich zu den Menschen, sehr tüchtig und sehr hilfsbereit. Ihr Verhalten gegenüber anderen war ebenfalls masterhaft. Kein Wunder, dass die Dorfbewohner in ihr eine Zukunft und Segen sahen. In der Schule war sie spitze und so fleissig, dass sie manche Klassen übersprungen hatte. Natürlich lastete auf ihren Schultern die Last, den Dorfbewohnern das zurückzugeben, was sie von ihnen erhalten hatte. Die Dorfbewohner zahlten für ihre Ausbildung bis sie Ärztin wurde und in einem nahe gelegenen Spital eine Leitungsposition übernahm. Kurz davor ist ihr Vater verstoben. Nun kann sie nicht nur die Bewohner von ihrem Dorf behandeln, sondern auch umliegende Dörfer.

 In der ersten Lesung aus dem Buch Genesis hören wir von der Berufung Abraham im späten Alter. Er soll nicht nur von Gott gesegnet werden, sondern soll Segen sein für alle anderen Völker. Um Segen für andere zu sein, soll er aus seinem gewohnten Zuhause ausziehen und in ein fremdes Land gehen. Wir erinnern uns sicher noch daran wie es sich anfühlte, als wir beim Erreichen eines bestimmten Alters aus dem Hotel Mama ausziehen mussten. Sei es, weil wir studieren gingen, einen Job anderswo bekommen haben oder auch von den Eltern rausgeschmissen wurden, damit die Kinder lernen, auf eigenen Füssen zu stehen. Von unserem gewohnten Zuhause wegzuziehen ist mit emotionalen Verwundungen verbunden, jedoch ein wichtiger Schritt, ja ein Segen, um in der Welt der Erwachsenen zu bestehen.

Die Voraussetzung dass Abraham ein Segen für sich und andere sein kann ist, dass er sich von seiner gewohnten Umgebung entfernt und sich in eine unbekannte Zukunft bewegt. Dazu soll er auf die Zusage Gottes vertrauen, sich darauf einlassen und in Freiheit „Ja“ zu den Plänen Gottes sagen. Ebenfalls soll er den Willen Gottes freiwillig umsetzen und sich dorthin bewegen, wohin Gott ihn berufen hat. Eltern geben nur denjenigen Kindern ihren Segen, welche die Vision der Eltern nicht nur tun, sondern sie angenommen haben und dem die Eltern vertrauen. Weil Abraham den Willen Gottes und seine Berufung angenommen hat, darum ist er bis heute Vater aller Glaubenden!

Was bedeutet Segen sein für andere? Für die Israeliten bedeutet Segen, Fruchtbarkeit, Leben können und in den Nachkommen weiterleben. Nach der heutigen Lesung bedeutet dies, ein Brückenbauer zu sein, jemand der Verbindung bringt, dort wo zuvor Verwirrung herrschte, wie es am Bau vom Turm von Babel der Fall war. Die Kirche sollte ein Ort des Segens sein, auch wenn wir heute eher eine Flucht aus der Kirche erleben. Also das Gegenteil von gesegnet sein und Segen werden für andere. Als Christen und in dieser Fastenzeit laden uns die Lesungen und die Berufung von Abraham ein, Wege zu überlegen wie wir wieder Segen für uns und andere sein können. Denn das ist eines der Markenzeichen eines Christen, Segen sein für andere!

Sicherlich gibt es Momente im Leben wo wir uns gesegnet fühlen, bei der Geburt eines Kindes, wenn wir gute Gesundheit geniessen, wenn wir nicht im Krieg sind, wenn Versöhnung nach einem langen Streit durch den Einsatz mancher Menschen zustande kommt, wenn unsere Ideen Begeisterung finden und von jungen Menschen weitergeführt werden, wenn junge Mensch sich für die Umwelt und den Frieden einsetzen, sowie wenn alle nicht nur Solidarität bekunden, sondern sie in die Tat umsetzen, wie etwa bei Naturkatastrophen. Auch viele religiöse Eltern fühlen sich gesegnet, wenn ihre Kinder einen religiösen Lebensstil einschlagen und in eine religiöse Gemeinschaft eintreten oder sich weihen lassen. Dazu sind sie stolz, wenn ihre Kinder es im Leben weitgebracht haben und Gott und den Menschen nahe bleiben.  

Lasst uns mit dem Lied von Huub Oosterhuis schliessen, der 1965 ähnliche Erfahrungen wie Abraham nach seiner Berufung machte. Er drückt dies in seinem Lied so aus: «Ich steh vor dir mit leeren Händen Herr; fremd wie dein Name sind mir deine Wege. Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott; mein Los ist Tod, hast du nicht anderen Segen? Bist du der Gott, der Zukunft mir verheisst? Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen» (vgl GB 544). Beten wir, dass Gottes Segen auch bei uns einkehren möge wie bei Abraham. Kehr ein in unsere Welt mit deinem Frieden, kehr ein bei den Überfallenen mit deinem Segen, kehr in unsere Kirche ein...Amen.

Danke für die Anmeldung

Oops! Irgend etwas ist schief gelaufen

Fotos Copyright © 2016 Franziska Bosshard
Umsetzung und Programmierung Copyright © 2016 clip interactive GmbH